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TypoTuning mit Ralf Turtschi

Neuerscheinung in der Edition Publisher

TypoTuning mit Ralf Turtschi

Die neue Buchserie TypoTuning zeigt in kompakter Form, wie man seine eigenen gestalterischen Arbeiten Schritt für Schritt verbessern kann.

MARTIN SPAAR TypoTuning ist eine Buchserie für typografisch Interessierte, welche ihre Typografie verbessern möchten. Angesprochen sind Publisher, Marketing-, PR- und Werbefachleute, Produktmanager, Selbständigerwerbende, aber auch Lernende wie Polygrafen oder Grafiker. Um das Buch zu verstehen, braucht man keine besonderen Vorkenntnisse.

Konzept

Es freut uns, dass wir damit den Grafikdesigner und langjährigen Publisher-Autor Ralf Turtschi für ein Projekt im Rahmen unserer Edition Publisher gewinnen konnten. Das Konzept der Edition Publisher besteht darin, im Digitaldruck kleine Tranchen «on demand» zu produzieren. Somit werden auch Buchprojekte möglich und finanzierbar, die in normalen Verlagen und mit Offsetdruck wenig Chancen hätten. Die Inhalte sind flexibel den Ansprüchen am Markt anpassbar, Software-Releases können bei einer nächsten Auflage einfliessen. Es wird nicht auf Halde produziert, somit ist der Finanzierungsbedarf und damit auch das Risiko eines Flops im grossen Stil wesentlich kleiner. Nun, das wünschen wir unserem neuen Kind wirklich nicht, im Gegenteil, wir vom Verlag sind überzeugt, dass Ralf Turtschi damit ein neuer Wurf gelungen ist. Der erste Band, TypoTuning 1, Basics, besteht aus 64 Seiten, die auf einer Xe­rox iGen3 digital in einer Kleinauflage gedruckt wurden. Die geplanten weiteren Bände werden im Halbjahres­rhythmus erscheinen: Band 2 behandelt Geschäftsdrucksachen, Band 3 PowerPoint, Band 4 nimmt sich der kreativen Bildbearbeitung an.

Die Idee zum Buch

Ralf Turtschi argumentiert: Als Konsument begegnet man auf Schritt und Tritt gestalterischen Arbeiten, die sichtlich von Laienhand stammen und die einem geübten Auge nicht gerade schmeicheln. Auf der andern Seite gibt es auch von Profis ungenügende Gestaltung, der man eher kritisch gegenübersteht. Von schlecht bis gut und von Laie bis Profi sind alle denkbaren Querverbindungen vorhanden.

In diesem Umfeld, in dem jedermann vom Briefbogen bis hin zum Plakat gestaltet, war es reizvoll, eine Lehrheft­serie zu schaffen, welche es erlaubt, die wichtigsten typografischen Fehler zu vermeiden. Denn beim Gestalten stellen sich immer gleichartige Probleme: Die Entwerfer knien sich so sehr in die Aufgabe, dass sie vor lauter Begeisterung nicht mehr in der Lage sind, die eigene Gestaltungsleistung kritisch zu hinterfragen und zu bewerten. Ist sie brillant oder stellt sie nur lapidare Handwerks­arbeit dar?

Diesem Problemfeld geht TypoTuning nach. Es muss doch einfache Regeln geben, die grobe Fehler in der Gestaltung vermeiden helfen. Gibt es so etwas wie allgemein gültige goldene Regeln, die erlauben, die Gestaltung zu verbessern? TypoTuning zeigt ein Konzentrat aus diesem komplizierten Regelwerk, es gibt die wichtigsten Regeln anschaulich weiter, ohne absolute Gültigkeit in Anspruch zu nehmen. Denn man kann in einem gewissen Rahmen sicher über Geschmack und Gestaltung diskutieren. Allerdings gestalten wir nach einem «objektiven» Mehrheitsgeschmack des Zielpublikums, welcher sich bewusst oder unbewusst nach Gestaltungsgesetzen richtet – die subjektive Beurteilung hat sich unterzuordnen.

Die 13 goldenen Typografieregeln

Es ist aus der Sicht des Typografielehrers geradezu vermessen, die Formenlehre auf gerade 13 Regeln herunterzubrechen und zu proklamieren, dass damit gute Gestaltung möglich sei. Die praktische Erfahrung zeigt jedoch, dass 13 Regeln helfen, die am meisten vorkommenden Fehler zu vermeiden. Sie haben nicht den Anspruch, Anfänger im Crashkurs zu begnadeten Gestaltern auszubilden. Die Anwendung der Regeln führt aber dort, wo der Anwender mit seinem Gestaltungsprodukt steht, zum besseren Resultat. Mit den Regeln kann man seine Gestaltungsarbeit hinterfragen und findet garantiert eine verbesserte Lösung.

Inhalt

TypoTuning zeigt Gestaltungen aus der Praxis, die mit einem Kommentar versehen sind. Dann folgen Schritt für Schritt die Optimierungsmassnahmen (s. Abb.). Bei jedem Zwischenschritt kann der Betrachter die Korrektur mit der Ausgangssituation vergleichen und die Wirkung beurteilen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse können auf die eigene Gestaltungsarbeit übertragen werden. In diesem Sinn bedeuten die Beispiele auch eine Sehschule. Anhand von 22 Beispielen «quer durch den Gemüsegarten» wird gezeigt, wie die 13 Gestaltungsregeln angewendet werden können, um die Typografie effizient und wirkungsvoll zu verbessern. Dabei geht es hier um Makrotypografie, um die Anordnung auf der ganzen Seite.

Das Detail

TypoTuning gibt nicht nur Tipps zur Makrotypografie, passend zu den Gestaltungsarbeiten wird auch das Detail gepflegt – da gibt es viel zu lernen. Beispielsweise, wie man Häuschen zum Ankreuzen setzt. Hätten Sies gewusst?

Das zweite Häuschen ist das beste, weil es sich ohne Aufhebens gut ins Satzbild integriert. Schatten aller Art sind eher störend. Die Linienstärke muss der Strichstärke der Schrift entsprechen, als Grösse sind die Versalien massgebend. In Word findet man die richtigen Häuschen im Menü «Einfügen» unter «Symbol/Sonderzeichen»; unter Windows Windings als Schrift wählen. Das ausgefüllte Quadrat einsetzen und aktivieren. Anschliessend im Menü «Format» «Zeichen/Schriftart» wählen und bei «Effekt» «Umriss/Outline» ankreuzen. Dies ein Auszug aus TypoTuning.

Schlussbemerkung

Alle Typografie-Interessierten werden schon beim flüchtigen Betrachten mit einem Aha-Erlebnis beglückt. Kunden oder Auftraggeber haben ja schon immer gespürt, dass etwas gut aussieht oder weniger stimmig inszeniert ist. Aber man hat nie gewusst, warum. Mit TypoTuning werden endlich die Dinge praxisnah beim Namen genannt. Der Autor zeigt nicht Grafikdesign auf hohem Niveau, er holt die Publisher da ab, wo sie mit ihren Unzulänglichkei­ten stehen. Es ist gut vorstellbar, dass angesichts der Typofehler auf Profiseite auch gelernte Grafiker und lernende Polygrafen auf ihre Rechnung kommen. Wir denken darüber nach, die Beispieltexte auf dem Internet als Übungsmaterial zur Verfügung zu stellen.

TypoTuning – Facts & Figures

Ralf Turtschi ist Inhaber der Agenturtschi, visuelle Kommunikation, Adliswil, www.agenturtschi.ch. Als Typograf, dipl. Techniker TS und dipl. PR-Berater verfügt er über den nötigen Rucksack, um seine Erfahrungen auf den Punkt zu bringen. Als Publisher-Autor ist er den Lesern seit Jahren bekannt. Seine Bücher «Praktische Typografie», «Mediendesign» und «Making of» gelten als Standardwerke. Mit der neuen Reihe TypoTuning setzt Ralf Turtschi zusammen mit dem Publisher-Verlag ganz auf den Digitaldruck.

Ralf Turtschi; TypoTuning Basics; 64 Seiten A4, farbig, Softcover, CHF 38.– /EUR 25.–, Edition Publisher; ISBN 3-905390-33-7. Bestellungen im Internet: www.publisher.ch/shop oder im Buchhandel.

TypoTuning ist als Buchreihe geplant, im Halbjahresrhythmus werden folgende Bände erscheinen:

TypoTuning 2: Geschäftsdrucksachen

TypoTuning 3: PowerPoint

TypoTuning 4: Bildgestaltung